In den letzten Jahren hat sich die Technologie von Laserschneidern und -gravuren rasant entwickelt, und die Preise sind gesunken. Besonders Modelle aus China erfreuen sich großer Beliebtheit, da sie deutlich günstiger sind als Modelle etablierter Hersteller. In diesem Blogartikel möchten ich einen Überblick über die Vor- und Nachteile, die Auswahl und die wichtigsten Punkte beim Kauf eines Chinalaser für Privatanwender und kleine Unternehmen geben.
Warum einen Chinalaser kaufen?
Laser sind tolle Maschinen, mit denen man großartige Dinge erschaffen kann. Privatanwender denken hier an Caketopper, Hochzeitsgeschenke, Dekoartikel und Kinderspielzeug. Aber auch Unternehmen bieten Laser völlig neue Möglichkeiten. Vom Ausschneiden komplexer Formen aus Holz und Acryl für Werbeagenturen bis zu präzisen Gravuren für Tischlereien und Schlosser. Nicht selten kosten solche Geräte allerdings fünfstellige Beträge und selbst mehrere tausend Euro sind für den Privatgebrauch kaum zu stemmen.
Da steigen chinesische Hersteller ein und bieten ihre Produkte für teilweise wenige hundert Euro am Markt an. Insbesondere im Bereich der Diodenlaser gibt es kaum einen Hersteller, der da mithalten kann und nennswert am Markt vertreten ist. Bei CO2-Lasern für kleine bis mittlere Unternehmen haben sich Hersteller wie z.b. Trotec und Epilog etabliert. Werden jedoch stark von Omtech und Vevor angegriffen, deren Preise teils unter der Hälfte liegen. Doch wo ist da der Haken? Was macht diese Geräte so günstig? Und sollte ich mir das wirklich antun?
Worauf sollte man beim Kauf eines Chinalaser achten?
Qualität der Komponenten
Die Qualität der verbauten Komponenten kann stark variieren. Bei CO2-Lasern liegt ein wesentlicher Unterschied in der Art der Laserröhre. China-Laser verwenden häufig DC-Glasröhren, die kostengünstiger sind, aber auch eine geringere Lebensdauer und Präzision aufweisen. Sie liegen zwischen ~100€ für kleine Leistungen bis 40W. Für große Röhren mit über 100W können die Preise auch auf über 1.000€ ansteigen. Hochwertigere Laser etablierter Hersteller nutzen RF-Metall- oder Keramikröhren, die langlebiger und präziser sind, deren Einstiegspreis jedoch bei mehreren tausend Euro liegt.
Bei den elektrischen Komponenten der Steuerung (z.B. Controller, Netzteil) verwenden chinesische Hersteller gerne sehr günstige Komponenten und Nachbauten. Dies gilt allerdings nicht grundsätzlich, denn viele Hersteller aus Fernost sind bereits dazu übergangen die branchenüblichen Ruida Controller zu verwenden. Diese sind sehr hochwertig und mit Lightburn kompatibel, haben allerdings auch ihren Preis. Wer die Gelegenheit hat, einen Chinalaser vor dem Kauf zu begutachten, sollte unbedingt einen Blick in das Elektronikfach werfen und nach Namen wie Ruida (Controller), Cloudray (Lasernetzteil und -Röhre) und Meanwell (DC-Netzteil) suchen. Ich habe in meinem Chinalaser von ebay sogar ein Relais des deutschen Herstellers Schneider Electric gefunden.
Auch bei der Verarbeitung des Gehäuses gibt es große Unterschiede. Diese sind teils derart dilettantisch zusammengedengelt, dass ein normaler Betrieb nur mit einiger Nacharbeit möglich ist. Dabei ist die Präzision der mechanischen Komponenten einer der wichtigsten Faktoren bei einem Laser. Gerade bei feinen Gravuren zeigen sich Unterschiede in der Verarbeitungsqualität. Bei Chinalasern müssen die Komponenten häufiger gewartet und ausgetauscht werden. Im Privatbereich ist das nicht so sehr entscheidend wie in einem Gewerbebetrieb, bei dem die Maßhaltigkeit der Produkte von Bedeutung ist.
Software und Benutzerfreundlichkeit
Besonders günstige Chinalaser kommen mit proprietärer Elektronik und eigener, Software. Diese ist größtenteils derart schlecht, dass ein reibungsloser, frustfreier Betrieb unmöglich ist. Hinzu kommen schlechte bis nicht vorhandene Übersetzungen und eine Bedienungsanleitung auf chinesisch oder unverständlichem Kauderwelsch, der eine englische Übersetzung darstellen soll.
Eine Ausnahme bietet an dieser Stelle xtool. Der Hersteller hat mit seiner eigenen Software XCS (xtool Creative Space) nicht nur eine sehr übersichtliche und umfangreiche Software im Angebot, sondern auch gleich sein eigenes Ökosystem erschaffen, in dem Kreative Köpfe ihre Designs zur Verfügung stellen.
Die meisten China-Laser verwenden jedoch mittlerweile die Ruida-Steuerung oder ähnliche Systeme, die häufig mit Software wie LaserGRBL (kostenlos) oder Lightburn arbeiten. Insbesondere Lightburn hat sich als sehr benutzerfreundlich und funktional erwiesen, auch für chinesische Lasermaschinen.
Sicherheitsmerkmale
Die Sicherheit von Laserschneid- und Gravurgeräten ist ein entscheidender Faktor, insbesondere wenn sie in Umgebungen mit häufigem Benutzerkontakt oder im Privatbereich mit Kindern und Haustieren eingesetzt werden. China-Laser und Modelle etablierter Hersteller wie Trotec unterscheiden sich erheblich in ihren Sicherheitsmerkmalen.
Viele günstige China-Laser verfügen über einfache Gehäuse, die nicht immer vollständig geschlossen sind. Dies kann zu einer erhöhten Exposition gegenüber Laserstrahlung führen, was ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellt. Im Gegensatz dazu sind Geräte professioneller Hersteller mit vollständig geschlossenen Gehäusen ausgestattet, die den Benutzer vor direkter Laserstrahlung schützen. Diese Gehäuse entsprechen den höchsten Sicherheitsstandards und sind oft als Klasse 1 Laser zertifiziert.
Ein weiteres wichtiges Sicherheitsmerkmal sind die Sicherheitsverriegelungen. Während einige China-Laser über grundlegende Sicherheitsverriegelungen verfügen, die den Laser ausschalten, wenn das Gehäuse geöffnet wird, sind diese Mechanismen nicht immer zuverlässig und können leicht umgangen werden. Der Schutz vor reflektiertem oder gestreutem Laserstrahl ist bei China-Lasern weniger effektiv. Dies kann zu einer erhöhten Gefahr von Augenverletzungen führen, insbesondere wenn keine geeigneten Schutzbrillen verwendet werden.
Wartung und Support
Bei China-Lasern kann der technische Support oft eine Herausforderung darstellen. Viele dieser Geräte werden von kleineren Herstellern produziert und direkt aus China vertrieben. Eine Durchsetzung europäischer Verbraucherschutzrechten ist nahezu unmöglich. Auch einen Kundendienst sucht man vergeblich. Was beim Aufbau des neuen Gerätes mit schlecht übersetzten Anleitungen noch für Humor sorgen kann, wird spätestens bei der ersten Wartung oder technischen Problemen zum absoluten Frustfaktor. In diesen Fällen ist man komplett auf sich alleine gestellt. Ohne technisches know how wird so ein teures Gerät schnell zu Elektroschrott. Hilfe sucht man hier vergeblich.
Wenn du technische Probleme mit deinem Laser hast, eine Wartung oder Reparatur ansteht, schreibe mir gerne eine Nachricht an contact@laser-crafting.de. Ich biete technischen Support online und vor Ort für Laser verschiedener Hersteller an, auch für Geräte aus China. Gemeinsam finden wir eine Lösung!
Im Gegensatz dazu bieten etablierte Hersteller mit Sitz in Europa einen deutschsprachigen Kundendienst und geschulten Technikern, die schnell und effizient auf Kundenanfragen reagieren können. Die Verfügbarkeit von Ersatzteilen ist hier ebenfalls wahrscheinlicher, was bedeutet, dass Ausfallzeiten minimiert werden können. Außerdem verwenden diese Hersteller hochwertige Komponenten, die eine längere Lebensdauer und höhere Zuverlässigkeit bieten. Dies reduziert die Notwendigkeit für häufigere Wartungsarbeiten, hat aber einen entsprechenden Preis.
Fazit
Der Vergleich zeigt deutlich, dass China-Laser und Geräte etablierter Hersteller unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. China-Laser bieten eine kostengünstige Möglichkeit für Einsteiger oder kleine Unternehmen, in die Lasertechnologie einzusteigen, sind aber hinsichtlich Langlebigkeit, Präzision und Support oft unterlegen.
Die Wahl zwischen einem China-Laser und einem Modell eines etablierten Herstellers hängt von den spezifischen Bedürfnissen und dem verfügbaren Budget ab. Für einfache Anwendungen und begrenzte Budgets können China-Laser eine gute Wahl sein. Preis-Leistungstechnisch ist hier Vevor ganz weit vorne, z.B. mit dem 80W CO2-Laser (Vevor*) für gerade einmal etwas über 2.000€. Technisches know how und Lust am Basteln helfen beim Einstieg, sind aber keine Voraussetzung. Für anspruchsvollere Aufgaben und langfristige Investitionen sind jedoch die Modelle etablierter Hersteller oft die bessere Option.
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